Rennbericht 11. Ars Natura Moutainbike Marathon

Persönlicher Rennbericht Andreas Vogel/TSV Heiligenrode – Funbiker, Aug. 2019

Sonntagmorgens 7:00 Uhr, leichter Sprühregen – die beste Zeit für um sich noch mal im Bett umzudrehen und von einem heißen Kaffee zu träumen. Stattdessen zieht es mich nach Altmorschen zum 11. Ars Natura Mountainbike Marathon um die Fahne des TSV Heiligenrode hochzuhalten. In Kassel am Bahnhof finden sich noch 2 Mountainbiker mit dem gleichen fragenden Blick „Was tun wir hier eigentlich?“ Nach gut 40min im Cantus zeigt sich Altmorschen mit einem Sonnenstrahl zuversichtlich. Zum Start um 10:00 Uhr haben sich die Regenwolken verzogen und es finden sich verdächtig viele Sportbegeisterte zum Massenstart ein. Auf dem Programm durchs Gelände stehen 44km zwischen Altmorschen, Spangenberg und Melsungen. Das Streckenprofil gibt 3 Erhebungen vor, die es in Summe auf 1.100 Höhenmeter bringen und damit die Kräfte gut verteilen lassen. Wie immer ist das Anfangstempo hoch, als ob das Rennen nur bis zur nächsten Ecke geht. Möglichst unbeeindruckt davon fahre ich mein Tempo, ohne den Anschluss nach vorne zu verlieren. Auf Grund des morgendlichen Regenwetters haben sich nach den ersten Minuten alle Rad- und Trikotfarben in ein gesundes erdbraun verwandelt und die Aussicht aus der Radbrille wird zunehmend trüber. Am ersten Berg kann ich endlich zu einer größeren Gruppe aufschließen. Ein völlig aufgeweichter Weg verlangsamt das Tempo auf Schrittgeschwindigkeit und lässt den Puls bei einigen Beteiligten nach oben schnellen. Mit einem beherzten Sprung vom Rad und einem kräftezehrenden Fußlauf lasse ich die Gruppe hinter mir und fahre einen kleinen Vorsprung heraus, um danach von selbiger Gruppe wieder eingeholt zu werden. Mit ordentlichem Schwung geht es in den 2. Berg und plötzlich lässt das Tempo nach, was mich augenblicklich wieder an die Spitze bringt. Einigermaßen überrascht, zeigt sich hinter der nächsten Kurve der Respekt der Ortskundigen. Der vor mir liegende Anstieg scheint an der Wolkendecke zu enden. Bei solchen überhangartigen Anstiegen ist Absteigen keine Option, da man mit den Radschuhen noch schlechter hinauf kommt. Da hilft alles Leiden nichts, nur noch treten und versuchen zu überleben. Die darauffolgende Abfahrt steht dem Aufstieg um nichts nach. Zwischenzeitlich sucht sich das Rad den Weg allein und dreht seitlich in die Büsche ab. Wenn man diese Idee nicht teilen möchte, bleibt nur abzuwarten und soweit möglich, Ruhe zu bewahren. Mit dicker werdenden Ästen am Wegesrand gibt es einen Ruck und augenblicklich hat der Weg mich wieder. Glück gehabt! In der Anfahrt zum 3. Berg laufe ich auf einen vor uns gestarteten E-Biker auf. Der anfängliche gesprächige Dialog wandelt sich sehr schnell in einen Monolog und mit zunehmenden Anstieg schließlich in die rasche Verabschiedung des mit 25 km/h weiter fahrenden Strom-Sportlers. In der Stille kommt unverhofft Besuch von hinten, der sich auch gleich vor mich setzt. Leider missachtet er bei diesem Manöver eine Grundregel. Niemals mit schwerer Atmung und geringen Tempo überholen. Damit handelte er sich einen erbitterten Gegner ein, der seine eigenen schwindenden Kräfte nun im Windschatten wieder aufladen kann. Das Spiel geht über die nächsten Hügel hin- und her, da ich bergab schneller fahren kann und er mich auf der Geraden wieder einholt. Das kann bei einer ebenen Zieleinfahrt von über 1000m für mich nicht gut ausgehen. Mit einem beherzten Antritt stürze ich mich in die letzte Abfahrt. Schnell bergab fahren ist an sich kein Problem, so lange man nicht bremsen muss. Diese anfänglich gute Idee wird von zwei Sanitätern vereitelt, die sich die Rennstrecke als Wanderweg gesucht haben. Ein Griff in die Bremsen sagt mir, dass ich wohl gleich ihr nächster Kunde bin. Irgendwie können sie aus der Bahn treten, was den Blick auf das vor ihnen fahrende Quad frei gibt. Der Fahrer dieses Gefährtes bemerkt die herannahende Katastrophe mit ängstlichen Blicken im Rückspiegel und schafft es mit dem Ende des Trails in eine Randposition. Mit dem nun vorhandenen Adrenalin geht es in den letzten Kilometer mit dem Atem meines Verfolgers im Nacken. Keinesfalls…, niemals ist hier der Neugier nachzugeben um einen Blick nach hinten -das Manifest der eigenen Schwäche- zu werfen. Also Treten, Kämpfen, Krampf und Schmerz...

Sechs Sekunden Vorsprung sind der Lohn für eine Stunde Katz-und-Maus-Spiel und verweisen meinen Verfolger auf den 4. Platz. Der erste und zweite Platz mit 11 und 6 Minuten Abstand bleibt unerreichbar.

 

Wer beim Lesen Lust auf ein ähnliches Abenteuer bekommen hat, kann dies am 08. September 2019 in Niestetal-Heiligenrode erleben.

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